Aufgabe 8.4
Erwartungskonformität
Viele Zeichenprogramme erlauben die Eingabe von Strecken (gerade Linie zwischen zwei Punkten) und von Polygonzügen (mehrere aneinander anschließende Strecken).
- Wie sind die Dialoge für diese beiden Funktionen in Ihnen bekannten Programmen aufgebaut?
- Welche anderen Möglichkeiten sind denkbar?
- Wie würden Sie mit Hinblick auf die Gestaltungsprinzipien der DIN EN ISO 9241 Teil 10 die Dialoge gestalten?
Lösung
Bei vielen Programmen wird eine Strecke, also ein Strich zwischen zwei Punkten dadurch erzeugt, dass die Maustaste am Ausgangspunkt gedrückt und gehalten wird. Der Endpunkt der Strecke folgt dann dem gezogenen Zeiger. Wird die Taste losgelassen, bleibt der derzeitige Punkt als Endpunkt der Strecke erhalten.
Ein Streckenzug wird dagegen meist so erstellt, dass auf den Anfangspunkt geklickt wird, dann auf den zweiten Punkt, dann auf den dritten Punkt und so weiter. Der Modus der Streckenzugverlängerung braucht dann noch eine Interaktion zum Beenden, die oft als Doppelklick realisiert ist.
Verwendet man häufig Streckenzüge und man möchte nur eine einzelne Strecke zeichnen, so tritt leicht ein Gewohnheitsfehler auf. Statt zu ziehen, wird bloß geklickt.
Im Sinne der Erwartungskonformität wäre es besser, beide Dialoge ähnlich zu gestalten. Eine Strecke könnte dann ebenfalls durch Anklicken des Startpunktes und Anklicken des Endpunktes eingegeben werden. Wie beim Streckenzug kann auch dabei die Linie dem Zeiger folgen, bis der Punkt gesetzt wird. Anders als beim Streckenzug braucht man hier aber keine Interaktion zum Beenden, da die Strecke nach zwei Punkten automatisch fertig ist.
Denkbar wäre es auch, ganz auf eine gesonderte Funktion für Strecken zu verzichten, da sie nur den Sonderfall eines Streckenzuges mit einem Element darstellen. Werden allerdings häufig Strecken und selten längere Streckenzüge gezeichnet, tritt bei dieser Gestaltung ein hoher zusätzlicher Interaktionsaufwand durch das jeweils nötige Beenden des Modus auf.