Aufgabe 7.2
Interaktionselemente
Ein Sportverein will die Verwaltung seiner Mitglieder per Computer durchführen. Über jedes Mitglied sollen folgende Angaben gespeichert werden: Name und Vorname, Anrede, gegebenenfalls Titel, Anschrift (Straße und Hausnummer, Postleitzahl und Ort), Telefonnummer, Bankverbindung (Kontonummer und Bankleitzahl) zum Einziehen der Mitgliedsbeiträge, Art der Mitgliedschaft (aktiv oder passiv), Altersklasse (Kinder, Jugendliche, Erwachsene), Zugehörigkeit zu einer oder mehreren der Abteilungen Turnen, Schwimmen, Leichtathletik, Judo, Karate.
- Welche Interaktionselemente wählen Sie für die einzelnen Angaben?
- In welcher Reihenfolge ordnen Sie die Interaktionselemente an?
- Wie gruppieren Sie die Interaktionselemente?
- Bei welchen Interaktionselementen benutzen Sie welche Vorgabewerte?
Lösung
Im ersten Schritt sind die Daten in eine sinnvolle logische Reihenfolge zu bringen und zu gruppieren. Werden die Daten von einem Papierformular (Aufnahmeantrag) übernommen, das eine andere Reihenfolge der Angaben aufweist, so muss entweder das Papierformular geändert oder die Reihenfolge des Bildschirmformulars dem Papierformular angepasst werden. Geprüft werden muss auch, ob die Daten für die vorgesehenen Aufgaben vollständig und zweckmäßig sind.
Im vorliegenden Beispiel bietet sich eine Gruppierung in persönliche Daten, Anschrift, Kommunikationsverbindungen, Bankverbindung und Angaben zur Mitgliedschaft an.
Bezüglich der Vollständigkeit der Daten ergeben sich folgende Überlegungen:
- Erhalten alle Mitglieder ein eindeutiges Kennzeichen in Form einer Mitgliedsnummer? Wenn ja, soll diese automatisch vom Programm erzeugt werden, oder wird sie mit eingegeben?
- Nimmt der Verein nur Personen mit Wohnsitz in Deutschland auf? Anderernfalls müsste in der Anschrift das Land ergänzt werden.
- Reicht eine einzige Telefonnummer als Kommunikationsverbindung aus? Gegebenenfalls sind ein oder zwei weitere Nummern sinnvoll, so dass die private Festnetznummer, die private Mobilfunknummer und ggf. eine geschäftliche Nummer gespeichert werden können.
- Wenn die Mitgliedsdaten per Computer verarbeitet werden, sollte für die Möglichkeit von Benachrichtigungen auch die Email-Adresse des Mitglieds gespeichert werden.
- Zu einer Bankverbindung gehören nicht nur die Kontonummer und die Bankleitzahl, sondern auch der Name des Kontoinhabers. Bei Sportvereinen mit Kindern und Jugendlichen als Mitgliedern werden diese oft nicht selbst Kontoinhaber sein.
- Bei Bankverbindungen ist es üblich, neben der Bankleitzahl auch den Namen der Bank zur Kontrolle anzugeben.
- Soll das Eintrittsdatum des Mitglieds gespeichert werden?
Bezüglich der Zweckmäßigkeit sind folgenden Punkte wichtig:
- Die Alterklasse ist für den Verein vermutlich ein Kriterium zur Festlegung des Vereinsbeitrags. Es ist aber nicht sinnvoll, sie zu speichern, denn sie ergibt sich ja aus dem Lebensalter des Mitglieds. Gespeichert werden muss also stattdessen das Geburtsdatum des Mitglieds. Aus diesem wird die Alterklasse errechnet und angezeigt.
- Können nur natürliche Personen Mitglied werden oder auch juristische Personen, beispielsweise Firmen, die als Sponsoren auftreten? Firmen haben keinen Vornamen und Nachnamen, sondern lediglich einen Firmennamen. Andereseits ist bei Firmen als Mitgliedern die Angabe eines Ansprechpartners in der Firma sinnvoll. Firmen haben auch keine Geburtsdatum, sondern allenfalls ein Gründungsdatum, das aber häufig nicht bekannt ist.
- Bei Mitgliedern von Sportvereinen ist meist auch das Geschlecht eine wichtige Information, beispielsweise für die gezielte Ansprache bei der Bildung von Herren- und Damenmannschaften. Hier ist keine explizite Speicherung vorgesehen. Möglich ist aber die Speicherung über die Anrede, die dann allerdings nicht leer sein darf.
In unserem Beispiel gehen wir davon aus, dass der Verein nur natürliche Personen mit Wohnsitz in Deutschland aufnimmt, dass das Geschlecht über die Anrede gespeichert werden soll und dass zusätzlich eine Mobilfunknummer, eine Email-Adresse sowie Kontoinhaber und Name der Bank gespeichert werden sollen. Alle Mitglieder haben eine Mitgliedsnummer, die sich aus dem Jahr des Eintritts und einer fortlaufenden Nummer zusammensetzt (z.B. 2011-007). Auch das Eintrittsdatum soll gespeichert werden.
Dann können die Interaktionselemente, Vorbelegungen und Prüfungen wie folgt festgelegt werden:
Lfd. Nr. | Information | Interaktionselement | Vorbelegung | Prüfungen |
---|---|---|---|---|
1 | Mitgliedsnummer | Dateneingabefeld numerisch | nächste freie Nummer | Schablone 9999-999; erster Teil (Jahreszahl) zwischen Vereinsgründung und laufendem Jahr; Gesamtnummer noch nicht vergeben |
2 | Anrede | Zwei Optionsfelder ( Frau, Herrn) | keines ausgewählt | |
3 | Titel | Kombinationsfeld mit häufigsten Titeln (Dr., Dr.-Ing.,Prof., Prof. Dr., etc.) | leer | |
4 | Vorname | Dateneingabefeld alphabetisch | leer | nur Buchstaben (inkl. Umlaute, Akzente etc.), Bindestrich, Leerzeichen, Punkt, Apostroph |
5 | Nachname | Dateneingabefeld alphabetisch | leer | wie bei 3 |
6 | Geburtsdatum | Dateneingabefeld numerisch | leer | Schablone 99.99.9999; real exisitierendes Datum; nicht in der Zukunft |
7 | Straße und Hausnummer | Dateneingabefeld alphanumerisch | leer | wie 3, zusätzlich Ziffern |
8 | Postleitzahl | Dateneingabefeld numerisch | Postleitzahl des Vereinssitzes | Schablone 99999; ggf. Plausibilitätsprüfung auf Nähe |
9 | Ort | Dateneingabefeld alphabetisch | Ort des Vereinssitzes | wie 3 |
10 | Telefon Festnetz | Dateneingabefeld alphanumerisch | Vorwahl des Vereinssitzes | |
11 | Telefon Mobilfunk | Dateneingabefeld alphanumerisch | leer | |
12 | Email-Adresse | Dateneingabefeld alphanumerisch | leer | Nur Buchstaben, Ziffern, Bindestrich, Punkt und @; nur ein @, nach dem @ mindestens ein Punkt |
13 | Kontonummer | Dateneingabefeld numerisch | leer | Schablone 0000000099 |
14 | Kontoinhaber | Dateneingabefeld alphanumerisch | Name, Vorname des Mitglieds | wie 3, zusätzlich Komma |
15 | Bankleitzahl | Dateneingabefeld numerisch | leer | Schablone 999 999 99 |
16 | Name der Bank | Dateneingabefeld alphanumerisch | leer | |
17 | Art der Mitgliedschaft | Zwei Optionsfelder (aktiv, passiv) | aktiv | |
18 | Eintrittsdatum | Dateneingabefeld numerisch | aktuelles Datum | Schablone 99.99.9999; real existierendes Datum; nicht vor Geburt; nicht vor Gründung des Vereins |
19 | Altersklasse | Drei Optionsfelder (Kind, Jugend, Erwachsener) oder Dateneingabefeld, nicht bearbeitbar | berechnet aus 5 | |
20 | Abteilungszugehörigkeit | Je Sparte ein Kontrollkästchen | alle leer | wenn 16 = aktiv mindestens eins ausgewählt |
Die Reihenfolge der Interaktionselemente im Formular entspricht der Numerierung. Sie orientiert sich an der Reihenfolge in der Anschrift von Postsendungen. Als Gruppen erscheinen die persönlichen Angaben 2 bis 6, die Anschrift 7 bis 9, die Kommunikationsverbindungen 10 bis 12, die Bankverbindung 13 bis 16 sowie die Angaben zur Mitgliedschaft 17 bis 20. Die Mitgliedsnummer 1 gehört logisch eigentlich zu den Angaben zur Mitgliedschaft. Es ist aber üblich sie als identifizierendes Kennzeichen ganz an den Kopf des Formulars zu setzen. Persönliche Angaben und Anschrift können auch in einer Gruppe zusammengefasst werden.
Die Prüfung der Eingaben sollte so früh wie möglich erfolgen:
- Lexikalische Prüfung auf unerlaubte Zeichen erfolgt unmittelbar bei der Eingabe, indem unerlaubte Zeichen nicht angenommen werden. Eine Fehlermeldung sollte dabei nicht erfolgen, höchstens in Form eines Warnungstons.
- Syntaktische Prüfung auf Einhaltung des Formats erfolgt spätestens beim Versuch, das Feld zu verlassen. Oft wird dabei der Zustand des Feldes vor der Bearbeitung wiederhergestellt, ohne dass eine Fehlermeldung erfolgt. Besser ist eine Meldung, die erläutert, wie das Feld ausgefüllt werden muss (z.B. „Bitte ein Datum im Format tt.mm.jjjj eingeben.”).
- Semantische Prüfung auf sinnvolle Bedeutung der Eingabe erfolgt beim Verlassen des Feldes. Bei einer Datumsangabe kann beispielsweise geprüft werden, ob ein solches Datum wirklich existiert. Eine Fehlermeldung ist sinnvoll (z.B. „Es gibt keinen 29.02.2002.”).
- Pragmatische Prüfung auf Sinnzusammenhang und Plausibilität kann beim Verlassen des Feldes erfolgen (z.B. „Das Geburtsdatum kann nicht in der Zukunft liegen.”), wenn sie sich nur auf den Feldinhalt bezieht. Zusammenhänge zwischen mehreren eingegebenen Daten können erst beim Absenden des Formulars geprüft werden (zum Beispiel „Der Eintritt kann nicht vor der Geburt erfolgen.”), weil die Reihenfolge des Ausfüllens beliebig ist (erst Geburtsdatum und dann Eintrittsdatum oder umgekehrt).
Bei den angegebenen Schablonen steht 9 für eine Ziffer, die angegeben werden muss. Ziffern, die weggelassen werden können, sind mit 0 bezeichnet. Alle anderen Zeichen stehen für sich selbst.
Alle Angaben im Formular mit Ausnahme von 3 sowie 10 bis 12 sind Pflichtangaben, deren Ausfüllung beim Absenden des Formulars geprüft wird. Fehlen Angaben, soll eine Fehlermeldung erfolgen und der Fokus auf die erste fehlende Angabe gesetzt werden.
Problematisch ist die Pflichtangabe Anrede, weil das Geschlecht nicht immer eindeutig aus dem Vornamen hervorgeht. Dies gilt insbesondere bei ausländischen Namen (Andrea Botticelli ist als Italiener ein Mann, kann aber auch die Tochter von Migranten sein), aber auch bei manchen deutschen Vornamen (z.B. Eike, Kai, Kim). Es muss daher sichergestellt werden, dass die Mitglieder auf dem Aufnahmeantrag eine Angabe zum Geschlecht machen.
Häufig werden für die Angaben zu Straße und Hausnummer getrennte Felder benutzt. Die getrennte Speicherung von Straße und Hausnummer ist eigentlich nur dann sinnvoll, wenn ohne großen Aufwand innerhalb einer Straße nach Hausnummern sortiert werden soll. Benutzt man getrennte Felder, so muss man darauf achten, das sowohl das Feld für die Straße als auch das Feld für die Hausnummer Ziffern und Buchstaben annehmen müssen (z.B. „Straße des 17. Juni 53 a-f”). Außerdem darf dann das Feld für die Hausnummer kein Pflichtfeld sein - „Schloss Birlinghoven” ist in 53754 St. Augustin eine vollständige Adressangabe.
Bei der Vorbelegung des Feldes Kontoinhaber muss vorsichtig vorgegangen werden. Es könnte ja sein, dass der Benutzer erst das Feld Kontoinhaber ausfüllt, gerade weil esvom Mitgliedsnamen abweicht, und dann den Mitgliedsnamen angibt. Daher darf nach dem Ausfüllen von Name und Vorname dies Angabe nur dann als Voreinstellung für den Kontoinhaber übernommen werden, wenn dort noch nichts steht. In der Praxis wird gerne beim Kontoinhaber ein zusätzliches Kontrollkästchen „wie Mitglied” eingefügt, das als Vorbelegung abgehakt ist. Dann werden alle Änderungen in Name und Vorname automatisch für Kontoinhaber übernommen, und Kontoinhaber kann nicht bearbeitet werden. Wird der Haken entfernt, kann und muss der Kontoinhaber direkt eingegeben werden.
Je nach Anwender können zusätzliche Plausibilitätsprüfungen vorgenommen werden. So gibt es Vereine, bei denen ein rückwirkender Eintritt nicht möglich ist oder der Eintritt nur zum Quartalsanfang erfolgen kann. Bei Plausibilitätsverletzungen sollte aber keine Fehlermeldung, sondern eine Nachfrage erfolgen („Das Eintrittsdatum liegt in der Vergangenheit. Wollen Sie es ändern? Ja — Nein — Abbrechen”). Werden Eintrittsdaten in der Vergangenheit einfach abgeleht, lässt sich der Altbestand der Mitglieder nicht eingeben. Plausibilitätsprüfungen verhindern Eingabefehler und verbessern die Qualität der Daten, können aber auch zu sehr einschränken, wenn Ausnahmefälle nicht berücksichtigt werden. Es gibt auch verheiratete katholische Pfarrer.